Aus Johannes Kirschenmann, Frank Schulz in “Praktiken der modernen Kunst”, Ernst Klett Verlag, 1996:

Prinzip Objekt

Nicht wenige Künstler empfanden zu beginn des 20. Jahrhunderts ein Unbehagen gegenüber einer Malerei, die sich in der illusionären Nachahmung der gegenständlichen Welt erschöpfte. Sie schien ihnen nicht mehr in der Lage, auf ein Leben des Aufbruchs in ein neues Jahrhundert mit allen Schwierigkeiten, aber auch allen wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu reagieren.

Der Verzicht auf das Abbilden von Gegenständen um des bloßen Scheins willen äußert sich auch darin, dass man Gegenstände nicht mehr darstellt, sondern ausstellt: die Wirklichkeit präsentiert sich selbst.

Reale Gegenstände oder Gegenstandsteile, […] – gefundene (object trouvé), gesuchte, gesammelte oder ausgewählte – werden mehr oder weniger bearbeitet und verändert, um dann direkt zum Träger künstlerischer Bedeutungen zu werden.

Object trouvé

Aus Schülerduduen “Die Kunst”, Mannheim, 1983: (französisch, “gefundener Gegenstand”) – Begriff der Kunst des 20. Jahrhunderts für einen vorgefundenen Gegenstand, insbesondere einen Gebrauchsgegenstand der modernen Zivilisation, häufig Abfallmaterial. Es wird meistens ohne jede Veränderung ins Kunstwerk integriert. Damit tritt anstelle der Abbildung eines Gegenstandes dieser selber, nur in einem anderen als dem üblichen Zusammenhang.

 

Hans-Jürgen Giesecke Portrait

“Die assoziative Titelfindung für das Weggeworfene ist der wesentliche Akt, um dem alten Objekt eine neue Bedeutung zu geben.”

Hans-Jürgen Giesecke