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Kirche in Gittelde

Aus sehr verständlichen Gründen wurde vor vielen Jahren der Flügelaltar, der der Riemenschneiderschule zugeordnet wird, von St. Johannes nach St. Mauritius gebracht. Als Spätfolge entwickelte sich beim hannoverschen Künstler Hans-Jürgen Giesecke der Gedanke, für St. Johannes etwas Neues zu schaffen, um so eine optische Lücke zu füllen. Die Lücke war ihm deshalb so bewusst, da er den Gesamteindruck der Kirche noch sehr gut aus seiner Konfirmationszeit in Erinnerung hatte.

Die Kirche St. Johannes fungiert dominant als Beerdigungskirche. Das erste Bild mit dem Titel “Trauer” sollte direkt auf die Beerdigungssituation zugeschnitten sein, und das zweite Bild mit dem Titel “Auferstehung”, sollte die Endzeitverheißung symbolisieren. Beide Bilder nehmen einen direkten Bezug zu Stilelementen der Kirche auf. Die Größe der neuen Bilder bezieht sich auf das Steinrelief mit der Kreuzigungsdarstellung, das Omega-Zeichen wurde exakt an das Omega-Zeichen im rechten Glasfenster angepasst, und auch die vorhandene Farbigkeit der Glasfenster wurde mit in die Gestaltung einbezogen.

Kirche Gittelde

Das Bild “Trauer” symbolisiert sowohl Andacht/Stille, als auch emotionales Bewegtsein sowie Trost und tröstendes Beisammensein. Es sind drei Generationen dargestellt, die aber möglichst neutral gestaltet wurden, so dass sich jeder Betrachter in seiner Trauer entsprechend in eine dieser Gestalten hineinversetzen kann (Identifikation).

Das Bild “Auferstehung”, kontrapunktisch zur Kreuzigungsdarstellung gehängt, symbolisiert nicht Christi Auferstehung, sondern die Endzeitverheißung. Deshalb auch das Omega-Zeichen als Hinweis auf den Satz Gottes “Ich bin Anfang und Ende” (Alpha und Omega).

Nach den historischen Recherchen stand fest, dass die Farben des Regenbogens wichtiges Stilelement sein müssen. Drei Beispiele sollen das kurz verdeutlichen:

  • Die farbige Lichterscheinung des Regenbogens war schon bei den Germanen die Verbindung der Götter zur Erde.
  • In der griechisch-römischen Mythologie ist die Iris die Göttin des Regenbogens und somit Botin der Götter.
  • In spätmittelalterlichen deutschen Bildern des Endgerichts thront Christus auf dem Doppelregenbogen.

Die bildbauende Kelchform im Gemälde “Auferstehung” ist eine Abstraktion der Christusfigur, gemalt von Matthias Grünewald in seinem Auferstehungsbild des Isenheimer Altars in Colmar. Die helle Grundform im Bild “Trauer” ist genau die Umkehrung der Kelchform. Dieser umgedrehte Kelch mit den hängenden Formen symbolisiert Trauer, aber auch das Umschließende bei gemeinsamer Anteilnahme.